Wie kann der Gesundheitszustand von Kälbern mit kostengünstigen Methoden zur Messung von Serumimmunoglobulinen verbessert werden?


Von PhD Silke Haen, med. vet.

Die Gesundheit und das Wohlergehen der Kälber stehen im Zentrum jeglicher landwirtschaftlicher Betriebstätigkeit. Wenn sich Probleme wie häufig auftretender Durchfall und erhöhte Sterblichkeit einstellen, wird es von entscheidender Bedeutung, die zugrundeliegenden Ursachen zu erkennen, um entsprechende Massnahmen zu ergreifen.

Eine mögliche Ursache für diese Probleme liegt im Bereich der passiven Immunitätsübertragung auf die Kälber, insbesondere im Hinblick auf das Kolostrummanagement. Die mit einer Diagnose verbundenen Kosten können jedoch mitunter die Implementierung angemessener Lösungsansätze behindern.

In diesem Kontext wurde in einer aktuellen Studie1 untersucht, wie einfach und kostengünstig Serumimmunglobuline gemessen werden können und wie der passive Immunitätstransfer bei neugeborenen Kälbern bewertet werden kann. Diese Forschungsarbeit eröffnet vielversprechende Perspektiven zur Verbesserung der Kälbergesundheit und zur Optimierung des Kolostrummanagements, ohne dabei den finanziellen Spielraum der Landwirte übermässig zu belasten.

Die Vergleichbarkeit der vier Methoden zur Gewinnung von Serum sollte ermittelt werden, ebenso wie die Frage, ob das Brix-Refraktometer in Bezug auf die Messzuverlässigkeit mit etablierten Laborverfahren konkurrieren kann. Zu diesem Zweck wurden Blutproben von über 300 Kälbern im Alter von ein bis sieben Tagen entnommen. Das entnommene Blut wurde in vier Testeinheiten aufgeteilt, um auf unterschiedliche Weisen Serum zu gewinnen: 2 ml wurden filtriert, um Serum zu isolieren, eine Probe wurde zentrifugiert, während zwei weitere Proben bei Raumtemperatur bzw. im Kühlschrank gelagert wurden.

Die Ergebnisse der Serumproben, die durch Stehenlassen bei Raumtemperatur, im Kühlschrank und durch Filtration gewonnen und mittels des Brix-Refraktometers analysiert wurden, wiesen im Vergleich mit den zentrifugierten Serumproben hohe Korrelationskoeffizienten auf.

Radiale Immundiffusion stellt die Referenzmethode zur Messung von Immunglobulinen und zur Bestimmung der Antikörperkonzentration dar. Tatsächlich zeigte sich, dass der in % Brix ausgedrückte Trockenmassegehalt und die mittels Radioimmundiffusion gemessene IgG-Konzentration bei den vier verschiedenen Methoden zur Serumgewinnung stark miteinander korrelierten.

Im Prinzip wäre die Methode des Stehenlassens für die Untersuchung vor Ort besonders geeignet, allerdings erforderte sie im Durchschnitt etwa 3 Stunden, um das Serum zu isolieren. Daher wäre die Filtrationsmethode besser für Feldmessungen geeignet, bei denen das Serum sofort nach der Entnahme gemessen werden kann. Angesichts möglicher Ausreisser bei der Brix-Messung könnte der Feldtest vorwiegend als kosteneffiziente Methode dienen, um Probleme im Zusammenhang mit der unzureichenden Übertragung passiver Immunität in der Herde zu dokumentieren und Anpassungen im Kolostrummanagement anzugehen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Gesundheitsproblemen bei Kälbern von essentieller Bedeutung für die langfristige Nachhaltigkeit und Produktivität landwirtschaftlicher Betriebe ist. Die vorliegende Studie betont die Effektivität einfacher und kostengünstiger Methoden zur Messung von Serumimmunglobulinen und zur Beurteilung der passiven Immunität, und eröffnet Landwirten somit neue Möglichkeiten. Indem kosteneffiziente Ansätze wie die Serummessung mittels des Brix-Refraktometers und die Filtrationsmethode bevorzugt werden, können Landwirte die Herausforderungen, mit denen ihre Kälber konfrontiert sind, besser verstehen und ihr Kolostrummanagement entsprechend optimieren. Ein derart proaktiver Ansatz fördert nicht nur die Tiergesundheit, sondern trägt auch zur betrieblichen Effizienz bei, und unterstützt somit langfristigen Erfolg.


Referenz:

  1. Sonntag, N., Borchardt, S., Heuwieser, W., Sargent, R., & Sutter, F. (2023). Evaluating different methods of serum collection to detect failed transfer of passive immunity in newborn calves via refractometry. JDS communications4(4), 269–273. doi.org/10.3168/jdsc.2022-0335

Studie


Crissier, den 1. September 2023