Management der felinen & caninen Demenz – Welche Rolle kann CBD dabei spielen?


Von Sandra Bruckner, med. vet., FA Ernährung Hunde und Katzen GST, VCC

Feline und canine Altersdemenz, auch bekannt als kognitives Dysfunktionssyndrom (CDS), ist eine irreversible neurodegenerative Erkrankung und äussert sich in einer Reihe von Symptomen, die mit dem allmählichen und fortschreitenden Verlust der kognitiven Fähigkeiten bei älteren Tieren verbunden sind.

CDS ist mit genau definierten pathologischen Veränderungen verbunden, die mit denen von Alzheimer-Patienten vergleichbar sind. CDS kann sich mit Verhaltensänderungen, verminderter Lernfähigkeit und Gedächtnisbeeinträchtigung, verringerter Reaktion auf Reize sowie Verwirrung äussern. Auch Angstzustände können auftreten. Manche Tiere weisen ein einzelnes klinisches Symptom aus einer bestimmten Kategorie auf, während andere mehrere Symptome aus einer Vielzahl von Kategorien zeigen.

Pathogenese und Vorkommen

Ähnlich wie bei der Alzheimer-Erkrankung des Menschen lagern sich Lipofuszine und Amyloid-Plaques im Gehirn ab und führen zu kognitiven Verlusten durch Einschränkung der nervalen Zellfunktion, da diese nicht mehr ausreichend mit Energie und Sauerstoff versorgt werden können. Folge sind ein fortschreitendes Absterben von Nervenzellen und die ausbleibende internervale Signalübertragung. Die Dichte der Plaques korreliert mit dem Fortschreiten der Erkrankung. Trotzdem gibt es einige pathogenetische Unterschiede zum Morbus Alzheimer und die Krankheit ist nicht 1:1 gleichzusetzen.

Genaue Ursachen sind bislang ungeklärt und Gegenstand weiterer Forschung. Zu den beeinflussenden Faktoren gehören neben dem Alter auch Genetik, Ernährung sowie weitere Umweltfaktoren. Rassedispositionen sind bislang nicht bekannt, können aber auch nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Rolle des Endocannabinoid-Systems (ECS) bei Alzheimer

Das ECS wird u.a. als neuromodulatorisches System angesehen, welches an der Regulation von mehreren wichtigen biologischen Funktionen beteiligt ist. Die Bedeutung seiner Rolle bei neurodegenerativen Erkrankungen hat in den letzten Jahren zugenommen.Vor allem wegen der hohen Dichte und weiten Verbreitung von Cannabinoid-Rezeptoren des CB1-Typs im ZNS, konzentrierte sich die Forschung auf die Funktion(en), die diese Rezeptoren bei pathophysiologischen Zuständen spielen könnten.1

In-vitro- und In-vivo-Studien haben gezeigt, dass exogene und endogene Cannabinoide neuroprotektiv sind. Obwohl der genaue Mechanismus bzw. die Mechanismen, dieser Wirkung noch nicht vollständig geklärt ist, weiss man, dass CB1 beteiligt ist. Dies durch eine Verringerung der Glutamat-Freisetzung, der Produktion von pro-inflammatorischen Molekülen und [Ca2+]i sowie der Stimulation der GABA-ergen Übertragung. Hinzu kommt eine entzündungshemmende Wirkung, vermittelt durch CB2 sowie nicht rezeptorvermittelte, d.h. antioxidative Mechanismen.

CBD – eine mögliche Unterstützung bei feliner und caniner Demenz

CBD hat das Potential, pathologischen Prozessen bei der Alzheimer-Krankheit entgegenzuwirken. Es verspricht Potenzial für die multimodale Behandlung von Alzheimer durch seine neuroprotektiven, entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften.

CBD hemmt oxidativen Stress und Neuroinflammation durch die Interaktion mit Wnt/ β-Catenin und PPARγ. Dadurch können Hirnschäden, die in Verbindung mit Neurodegeneration stehen, abgeschwächt werden. Ausserdem verändert CBD die synaptische Plastizität und stimuliert die Neurogenese.2


Abbildung 1.: Wechselwirkungen zwischen CBD und dem Zusammenspiel von kanonischem Wnt/β-Catenin und PPARγ bei Alzheimer.

Positive Eigenschaften von CBD bei Alzheimer:2,3
• Entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften
• Hemmung der Hyperphosphorylierung von Tau-Proteinen
• Erhöhung des zerebralen Blutflusses
• Abschwächung der Neurotoxizität durch Akkumulation von β-Amyloid-Proteinen
• Modulation der Funktion der Mikrogliazellen.


Schlussfolgerung: Cannabidiol (CBD) ist ein vielversprechendes Molekül, das das Leben von Alzheimer-Patienten, ebenso wie das von Hunden und Katzen mit CDS, verbessern könnte, da es nachweislich mehrere der bei beiden Krankheiten auftretenden Pathologien behandeln kann.3


Referenzen:

  1. Benito C, Núñez E, Pazos MR, Tolón RM, Romero J. The endocannabinoid system and Alzheimer's disease. Mol Neurobiol. 2007;36(1):75-81. doi:10.1007/s12035-007-8006-8
  2. Vallée A, Lecarpentier Y, Guillevin R, Vallée JN. Effects of cannabidiol interactions with Wnt/β-catenin pathway and PPARγ on oxidative stress and neuroinflammation in Alzheimer's disease. Acta Biochim Biophys Sin (Shanghai). 2017;49(10):853-866. doi:10.1093/abbs/gmx073
  3. Zadik-Weiss, L., Ritter, S., Hermush, V. et al. Feline cognitive dysfunction as a model for Alzheimer’s disease in the research of CBD as a potential treatment—a narrative review. J Cannabis Res 2, 43 (2020). https://doi.org/10.1186/s42238-020-00054-w

Crissier, den 1. November 2022