Ein einfacher Beitrag, Anthelminthika vernünftig einzusetzen
Von Bruno Robert, med. vet.
Resistenzen gegen Anthelminthika sind zu einem wichtigen Thema geworden, auch in der Schweiz. Diese Art von Resistenz stellt eine grosse Bedrohung für die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere dar und kann zu Produktionsverlusten bei lebensmittelliefernden Tieren führen, was eine Herausforderung für die Lebensmittelsicherheit darstellt.1
Der übermässige Einsatz von Anthelminthika führt zu Resistenzen bei gastrointestinalen Strongyliden (GIS), wodurch sich die Wirksamkeit der üblicherweise verwendeten Wirkstoffe deutlich verringert. Es werden verschiedene Strategien untersucht und angewandt, um das Auftreten dieser Resistenzen zu begrenzen, z. B.: Rotation der Weiden, zeitliche Abstimmung der Behandlung, gezielte Behandlungen (100 % der gefährdeten Tiere während des Risikozeitraums) oder selektive gezielte Behandlungen (der am stärksten infizierten und/oder anfälligen Tiere).2
Diese Taktiken ermöglichen die Aufrechterhaltung einer für Anthelminthika empfänglichen GIS-Population (Refugiumspopulation), begrenzen die negativen Auswirkungen von Anthelminthika auf die Umwelt, fördern die Entwicklung der Immunität gegen GIS und maximieren den Nutzen der Behandlung. Es muss ein Gleichgewicht gefunden werden, um die Population resistenter GIS zu begrenzen, die Leistungsfähigkeit der Herde zu erhalten und die Umwelt zu schützen. Dieses Gleichgewicht kann nur durch den vernünftigen Einsatz von Anthelminthika erreicht werden.3
Aber was kann man konkret tun? Sie können auf die Häufigkeit und den Zeitpunkt Ihrer Anwendung, die verabreichte Dosis, die Auswahl der zu behandelnden Tiere, aber auch auf den Verabreichungsweg Einfluss nehmen. Für Ostertagia, den häufigsten gastrointestinalen Parasiten und einer mit den grössten schädlichen Folgen für die Tiergesundheit, ist Eprinomectin die ideale Behandlung bei Milchkühen (der Wirkstoff hat keine Wartezeit auf Milch und nur eine kurze Verweildauer im Körper des Tieres mit einer Halbwertszeit von 65 bis 75 Stunden).4 Makrozyklische Laktone sind zwar hochwirksam gegen Parasiten in der Tierhaltung, wirken aber auch gegen Nichtzielparasiten in der Umwelt (z. B. Mistkäfer) und werden noch mehrere Tage nach der Behandlung in den Fäkalien behandelter Tiere, im Boden und im Wasser nachgewiesen.
Indem Sie der Verwendung einer injizierbaren Lösung den Vorzug geben, tragen Sie zur Bekämpfung der Resistenz gegen Anthelminthika bei. Die gezielte Anwendung ermöglicht es, eine Parasitenpopulation in einem "Refugium" zu halten. Eine Reihe von Nematoden wird absichtlich nicht mit Antiparasitika behandelt und in einem Refugium gehalten. Die Nachkommen der nicht exponierten Parasiten sind nicht resistent, sie verdünnen die Population der resistenten Würmer, die die Behandlung mit dem Anthelminthikum überleben, und verringern so den Grad der Resistenzentwicklung.5 Selektive Behandlungen sind Strategien, die auf der Erhaltung von Refugiumpopulationen beruhen, wodurch die anthelminthische Behandlung optimiert und gleichzeitig die Entwicklung von Resistenzen verlangsamt werden kann.6
Gegenwärtig üben Behörden, Verbraucher und verschiedene Interessengruppen aus dem Bereich der Landwirtschaft aus Gründen des Umweltschutzes und der Lebensmittelsicherheit zu Recht Druck auf den verantwortungsvollen Einsatz von Anthelminthika aus. Die Suche nach Alternativen (z. B. Phytotherapie) zur Bekämpfung von GIS ist im Gange, war bisher aufgrund mangelnder Wirksamkeit und unpraktischer Anwendung jedoch nicht erfolgreich.7
Ein einfaches Verfahren, die subkutane Injektion, könnte zur Verringerung der Anthelminthikaresistenz gegen GIS beitragen. Dies setzt eine Änderung der Gewohnheiten voraus, was nie einfach ist.
Könnte die mittelfristige Beibehaltung von Anthelmintika im therapeutischen Arsenal sowie die Achtung des Tierschutzes und der Umwelt nicht eine ausreichende Motivation sein?
Referenzen:
- World Organisation for Animal Health, Responsible and prudent use of anthelmintic chemicals to help control anthelmintic resistance in grazing livestock species.
- Published by World Organisation for Animal Health Paris, 2021 2 A. Duvauchelle-Waché et al., Le traitement ciblé-sélectif des bovins, ovins et caprins contre les strongles gastro-intestinaux. Innovations Agronomiques 2017,55 (207), p. 135 - 153 3
- N. Ravinet et al., Enjeux et outils du traitement raisonné contre les strongles gastro-intestinaux chez les bovins et les petits ruminants. INRA Prod. Anim., 2017, 30 (1), p. 57-76
- Fachinformation von Eprecis 20mg/ml
- J. Charlier et al., Practices to optimise gastrointestinal nematode control on sheep, goat and cattle farms in Europe using targeted (selective) treatments., Veterinary Record, 2014, 175(10): p. 250-255.
- A. W. Greer et al., Refugia-Based Strategies for Parasite Control in Livestock. Vet Clin North Am Food Anim Pract., 2020, 36(1): p. 31-43
- H. Hoste et al., Alternatives aux traitements anthelminthiques en élevage biologique des ruminants. Inra Prod. Anim., 2009, 22, p. 245-254
Crissier, den 1. September 2022