Feline Hypertension rechtzeitig erkennen


Von Sandra Bruckner, med. vet.

Sind Blutdruckmessungen bei Katzen bereits ein Teil Ihrer täglichen Routine? Empfehlen Sie Ihren Kunden die Untersuchung bei Gesundheits-Checks älterer Tiere? Falls nicht, gibt es viele gute Gründe dafür, Blutdruckkontrollen bei Katzen in den Praxisalltag zu integrieren.

Denn viele Katzen leiden unbemerkt unter einer Hypertonie. Vor allem ältere Patienten sind davon betroffen. Studien belegen, dass der systolische Blutdruck (SBD) bei Katzen mit zunehmendem Alter ansteigt1,2. Erreicht er dauerhaft Werte von >160 mmHg, besteht das Risiko für Endorganschäden an Augen, Nieren, Herz oder Gehirn2,3. Diese können lange Zeit unentdeckt bleiben, bevor sie scheinbar plötzlich auftreten und zu gesundheitlichen Problemen führen. Doch eine rechtzeitige Behandlung des Bluthochdrucks kann diesen Schädigungen vorbeugen und damit die Lebensqualität und Gesundheit vieler Patienten verbessern.

Routinemessung ab sieben Jahren

Um eine Hypertonie frühzeitig zu diagnostizieren, empfiehlt die ISFM bereits bei Katzen ab einem Alter von drei Jahren jährliche Blutdruckmessungen zu erwägen. Spätestens ab einem Alter von sieben Jahren sollte der Blutdruck jährlich und ab einem Alter von elf Jahren möglichst alle sechs Monate überprüft werden3.
Eine mindestens halbjährliche Blutdrucküberprüfung wird auch für Patienten mit einer Prähypertonie empfohlen. Bei Grunderkrankungen oder Hinweisen auf Endorganschäden sollte der Blutdruck regelmässig in individuell angepassten Abständen ermittelt werden3.

In 8 von 10 Fällen liegt eine sekundäre Hypertension vor

Bei der Mehrzahl der hypertensiven Katzen liegt bereits eine Grunderkrankung vor (sekundäre Hypertension). In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine chronische Nierenerkrankung (CNE). Da die Nieren gleichzeitig auch zu den Organen mit einem hohen Risiko für Schäden durch die Hypertonie gehören, kann sich bei einer CNE ein circulus vitiosus aus fortschreitender CNE und steigendem Blutdruck entwickeln. Neben der CNE können auch die feline Hyperthyreose, der primäre Hyperaldosteronismus (PHA), das Cushing-Syndrom oder ein Phäochromozytom eine Hypertonie verursachen. In nur bis zu 20 Prozent der Fälle von feliner Hypertonie kann keine Grunderkrankung identifiziert werden (primäre Hypertonie)3.

Klassifikation zur felinen Hypertonie nach ACVIM4 und IRIS5

Kategorie

Systolischer Blutdruck (mmHg)

Risiko für Endorganschäden

Normaler Blutdruck

<140

minimal

Prähypertonie

140 – 159

geringgradig

Hypertonie

160 – 179

mittelgradig

Hochgradige Hypertonie

≥180

hochgradig

 

Amlodipin als ein Therapeutikum der Wahl

Optimales Ziel der Therapie einer felinen Hypertonie ist nach den Experten der ACVIM ab 160 mmHg die Senkung des SBD auf Werte <140 mmHg. Ein zu schneller Abfall des Blutdrucks und eine Senkung unter 120 mmHg (symptomatische Hypotension) sollte vermieden werden. Die Experten der drei Fachgesellschaften ACVIM, IRIS und ISFM empfehlen Amlodipin als ein Mittel der 1. Wahl zur Behandlung der felinen Hypertonie3,4,5. Amlodipin ist ein Calciumkanalblocker, der eine Dilatation von Arterien und Arteriolen induziert und auf diese Weise zu einer Senkung des arteriellen Blutdrucks führt. Die Wirkung setzt langsam ein und hält lange an. Der langsame Wirkungseintritt unterstützt dabei die Vermeidung einer Reflextachykardie als Reaktion auf einen raschen Blutdruckabfall3,4,5.


Referenzen:

  1. Bijsmans E.S., Jepson R.E., Chang Y.M., et al., Changes in systolic blood pressure over time in healthy cats and cats with chronic kidney disease. J Vet Intern Med 2015; 29: 855–861.
  2. Jepson R.E., Feline systemic hypertension: classification and pathogenesis. J Feline Med Surg 2011; 13: 25–34.
  3. Taylor S.S., et al., ISFM Consensus Guidelines on the Diagnosis and Management of Hypertension in Cats. J Feline Med Surg. 2017;19(3):288-303.
  4. Acierno M.J., Brown S., Coleman A.E., et al., ACVIM consensus statement: Guidelines for the identification, evaluation, and management of systemic hypertension in dogs and cats. J Vet Intern Med. 2018;1–20. https://doi.org/10.1111/jvim.15331.
  5. IRIS International Renal Interest Society, Treatment Recommendations for CKD in Cats. 2023.  http://www.iris-kidney.com/pdf/IRIS_CAT_Treatment_Recommendations_2023.pdf

AMODIP® 1.25 mg ad us. vet. Teilbare Kautabletten für Katzen. ZUSAMMENSETZUNG: Amlodipin 1.25 mg (entspricht 1.73 mg Amlodipinbesilat) pro Tablette. ANWENDUNGSGEBIETE: Zur Behandlung der systemischen Hypertonie bei Katzen. DOSIERUNG/ ANWENDUNG: Die Kautabletten sollten oral mit oder ohne Futter in einer empfohlenen Anfangsdosis von 0.125-0.25 mg/kg verabreicht werden. Nach 14-tägiger Behandlung kann die Dosis verdoppelt oder bis auf 0.5 mg/kg einmal täglich gesteigert werden, wenn kein angemessenes klinisches Ansprechen erreicht wurde. GEGENANZEIGEN: Nicht anwenden bei kardiogenem Schock und schwerer Aortenstenose. Nicht anwenden bei schwerem Leberversagen. Nicht anwenden bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile. NEBENWIRKUNGEN: In der klinischen Studie traten leichtes und vorübergehendes Erbrechen sehr häufig als Nebenwirkung auf (13%). Häufige Nebenwirkungen waren leichte und vorübergehende Erkrankungen des Verdauungstrakts (z. B. Appetitlosigkeit oder Diarrhö), Lethargie und Dehydratation. Bei einer Dosis von 0.25 mg/kg wurde bei gesunden, jungen, ausgewachsenen Katzen sehr häufig eine leichte hyperplastische Gingivitis mit Vergrösserung der submandibulären Lymphknoten beobachtet. In der klinischen Studie mit älteren hypertensiven Katzen wurde dies nicht beobachtet. WECHSELWIRKUNGEN: Die gleichzeitige Anwendung von Amlodipin mit anderen blutdrucksenkenden Wirkstoffen kann eine Hypotonie verursachen. Die gleichzeitige Anwendung von Amlodipin mit negativ chronotropen oder inotropen Wirkstoffen kann die Schlagkraft und –frequenz des Herzmuskels senken. Bei Katzen mit ventrikulärer Dysfunktion ist vor der Gabe von Amlodipin zusammen mit diesen Wirkstoffen besondere Vorsicht geboten. Die Verträglichkeit der gleichzeitigen Anwendung von Amlodipin und den Antiemetika Dolasetron und Ondansetron bei Katzen wurde nicht untersucht. ABGABEKATEGORIE: B. ZULASSUNGSINHABERIN: Biokema SA, Crissier-Lausanne. Für weitere Informationen konsultieren Sie bitte die Packungsbeilage oder www.tierarzneimittel.ch.


Crissier, den 1. April 2023