Malassezien – kleine Organismen, grosser Juckreiz
Von med. vet. Melanie Niquille
Der Hefepilz Malassezia sp. gehört zum natürlichen Mykobiom von Hunden und Katzen. Am häufigsten isoliert werden Malassezia pachydermatis, in selteneren Fällen M. sympoidalis oder M. furfur. Malassezien sind Opportunisten und normalerweise in geringer Anzahl auf der Haut, im äusseren Gehörgang sowie an mukokutanen Übergängen aufzufinden. Vermehren sie sich aufgrund prädisponierender Faktoren oder zugrundeliegender Hauterkrankungen übermässig, kann es zu einer Malassezien-Dermatitis kommen.1
Hunderassen wie West Highland White Terrier, Basset Hound, Cocker Spaniel, Shih Tzu, Boxer, Cavalier King Charles Spaniel, Deutscher Schäferhund, Boxer, Pudel und Dackel haben ein erhöhtes Risiko, eine Malassezien-Dermatitis zu entwickeln.1
Eine Malassezien-Dermatitis bei Katzen ist selten. Bei wenigen Katzenrassen, wie Devon Rex und Sphynx, prädisponiert eine hohe Anzahl an kolonisierenden Malassezien für Seborrhoe und Malassezien-bedingte Hauterkrankungen.2
Oft im Zusammenhang mit anderen Krankheiten
Allergische Erkrankungen (canine atopische Dermatitis, Flohstichallergie), wiederkehrende bakterielle Pyodermie und endokrine Erkrankungen können eine Malassezien-Dermatitis begünstigen.1 Zu den prädisponierenden Faktoren gehören neben der Rasse ebenfalls erhöhte Hautfeuchtigkeit, Hautfalten, ein veränderter pH-Wert der Haut, eine vorhergehende Antibiotika-Therapie sowie die Therapie mit Kortikosteroiden.3,4
Malassezien und Staphylokokken mögen sich
Bei einer signifikanten Anzahl von Hunden mit Pyodermie tritt gleichzeitig eine Überbesiedlung mit Malassezia pachydermatis sowie Staphylococcus pseudintermedius auf. Es wird davon ausgegangen, dass M. pachydermatis mit kommensalen Staphylokokken in Symbiose gegenseitig vorteilhafte Wachstumsfaktoren und Veränderungen der Mikroflora produzieren.3,5
Klinisches Bild der Malassezien-Dermatitis
Das klinische Bild der Läsionen kann generalisiert oder lokalisiert sein und unterscheidet sich je nach Chronizität der Erkrankung, der primären Grunderkrankung, der vorhergegangenen Therapie und gleichzeitiger bakterieller Infektion.
Alle haben aber eines gemeinsam: Hochgradiger Pruritus und ein unangenehmer, für Malassezien typischer ranziger Geruch. |
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Diagnosestellung
Die nützlichste und praktischste Methode zur Diagnose der Malassezien-Dermatitis ist die zytologische Untersuchung. Unter dem Mikroskop wird die Anzahl der Malassezien, Bakterien und inflammatorischen Zellen beurteilt.5,6 Malassezien sind als erdnuss- oder schuhabdruckförmige Mikroorganismen leicht zu erkennen.
(Bild: Hobi S, et al. Malassezia dermatitis in dogs and cats. The Veterinary Journal, 304 (2024))
Therapie und Resistenzthematik
Grundsätzlich sollte die zugrundeliegende Primärerkrankung diagnostiziert und therapiert werden. Abhängig vom Schweregrad und der Verteilung der Hautläsionen kann eine topische Therapie ausreichen oder eine Kombination aus topischer und systemischer Behandlung erforderlich sein.
Neu auftretende Azole-Resistenzen werden in der Humanmedizin als Ursache für nosokomiale Ausbrüche mit dem opportunistischen Pathogen assoziiert.7 Von Malassezia pachydermatis wird ebenfalls die Fähigkeit zur Resistenzentwicklung in der Veterinärmedizin beschrieben, wobei bisher nur seltene Fälle von Therapieversagen aufgrund Fungizid-Resistenzen beschrieben sind.8
Für milde Fälle und lokalisierte Läsionen ist eine topische Therapie mit antifungalen sowie antiseptischen Produkten indiziert.9 Die ein- bis dreimal wöchentliche Anwendung von Shampoos mit 3%-Chlorhexidin zeigten eine über 50%ige Wirksamkeit in der Reduktion der Malassezien-Bürde.10 Bei fokalen Läsionen wurde durch tägliche Reinigung mithilfe von mit Ophytrium- und 3%-Chlorhexidin getränkten Wattepads eine Reduktion der Anzahl an Malassezien und Staphylokokken um mehr als 70% sowie eine signifikante Reduktion des Körperjuckreizes erreicht.9
Bei einer Malassezien-Dermatitis gilt es sowohl die zugrundeliegende Erkrankung adäquat zu diagnostizieren und therapieren als auch lokal eine Verringerung der Malassezien-Anzahl zu erreichen. |
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Referenzen :
- Bajwa J. Canine Malassezia dermatitis. Can Vet J. 2017 Oct;58(10):1119-1121.
- Ahman S.E., Bergstrom K.E. Cutaneous carriage of Malassezia species in healthy and seborrhoeic Sphynx cats and a comparison to carriage in Devon Rex cats. Journal Feline Medicine Surgery, 11 (2009), pp. 970-976
- Mauldin EA, et al. Malassezia dermatitis in the dog: A retrospective histopathological and immunopathological study of 86 cases (1990–1995) Vet Dermatol. 1997;8:191–202.
- Bond R. Advances in Veterinary Dermatology. Vol. 4. Oxford, UK: Blackwell Science; 2002. Pathogenesis of Malassezia dermatitis; pp. 69–75.
- Miller WH, Griffin CE, Campbell KL. Muller & Kirk’s Small Animal Dermatology. 7th ed. St. Louis, Missouri: Elsevier; 2013. pp. 243–249.
- Patterson AP, Frank LA. How to diagnose and treat Malassezia dermatitis in dogs. Vet Med. 2002;97:612–623.
- Leong C, et al. Azole resistance mechanisms in pathogenic M. furfur. Antimicrob Agents Chemother. 2021 May 1;65(5):e01975-20.
- Peano A, et al. Antifungal Resistance Regarding Malassezia pachydermatis: Where Are We Now? J Fungi (Basel). 2020 Jun 25;6(2):93.
- Gatellet M, et al. Performance of Daily Pads Containing Ophytrium and Chlorhexidine Digluconate 3% in Dogs With Local Cutaneous Bacterial and/or Malassezia Overgrowth. Front. Vet. Sci. 2021 May volume 8
- Maynard L, et al. Comparison of two shampoos for the treatment of canine Malassezia dermatitis: a randomised controlled trial. Journal of Small Animal Practice, 52 (2011), pp. 566-572
Fachpersonen können die genannten Referenzen anfordern.
Crissier, den 1. September 2024